Jessica Tiebel besucht die Eliteschule des Sports in Altenberg. Durch außerordentliche sportliche Erfolge in 2015 und Bestnoten in der Schule wurde sie für diese Leistungen bundesweit als Zweitplatzierte „Eliteschülerin des Sports“ ausgezeichnet.
Im Interview spricht Sie über ihre Auszeichnungen, ihre beruflichen sowie sportlichen Ziele und wir erfahren mehr über Jessica Tiebel als Person.
Wie bist du zum Rennrodeln gekommen?
Ich war immer schon ein sehr aktives Kind. Meine Eltern haben dann irgendwann etwas gesucht, bei dem ich mich auslasten kann, bevor ich das ganze Wohnzimmer zerlege. Dann hat mein Vater mich mal zur Bahn in Altenberg gefahren und es hat mit wirklich viel Spaß gemacht. Dann bin ich beim Rennrodeln geblieben.
Was macht dir denn am Rennrodeln am meisten Spaß?
Die Geschwindigkeit auf jeden Fall! Und auch dieses Gefühl beim Fahren, dass man komplett bei der Sache ist und alles um sich herum vergisst. Es ist wie ein Film den man abspielt.
Hast du eigentlich Vorbilder? Und was macht deiner Meinung nach ein Vorbild aus: Erfolg oder auch Persönlichkeit?
Nein, ein bestimmtes Vorbild habe ich nicht. Ich versuche immer mich nicht so sehr an anderen zu orientieren, sondern es einfach selbst zu schaffen. Auf jeden Fall Persönlichkeit. Erfolg ist immer so eine Sache. Ich finde es immer schwierig zu definieren, was Erfolg überhaupt ist. Und für mich gehört auch ein ausgefallener Charakter dazu. Das finde ich sehr interessant an Leuten.
Im nächsten Monat geht es für dich nach Lillehammer zu den Youth Olympic Games. Hast Du Dich speziell für die Youth Olympic Games vorbereitet?
Ich nehme jetzt natürlich alles mit was noch so kommt. Außerdem feile ich noch am Material.
Testest du also noch unterschiedliche Materialien für deinen Schlitten? Und hilfst du dann auch selber mit wenn ihr Änderungen vornehmt?
Ja wir haben jetzt noch etwas Neues gebaut, das noch getestet werden muss. Beim Bauen bin ich auch immer dabei. Ich sage mal so: Die Trainer sind dafür da Ideen zu bringen, weil sie ja die Erfahrung haben und die Umsetzung mache ich dann. Zum Beispiel das Schleifen des Schlittens. Über die Jahre versuchen die Trainer natürlich, dass man immer mehr Erfahrung bekommt und so immer mehr alleine machen kann.
Und kannst du dich noch an deine erste Abfahrt auf einem richtigen Schlitten erinnern?
Ich denke schon, weiß es aber nicht mehr alles ganz genau. Es war aber nicht sehr spektakulär. Man ist ja auch relativ langsam, weil man anfangs von sehr weit unten startet und es noch nicht so steil ist. Ich wollte dann auch gleich immer weiter hoch. Spaß hat es mir also auf jeden Fall gemacht. Man kann schon sagen, dass es am Anfang noch sehr viel Ähnlichkeit mit dem hatte, was man so an einem gewöhnlichen Schneehang betreibt.
Anfang 2015 bist du - wie schon angesprochen - in Lillehammer Junioren-Weltmeisterin geworden. Im letzten Lauf kam noch einmal die Russin Victoria Demchenko sehr nah an deine Zeit heran und es dauerte einige Sekunden, bis klar war das du mit 6/1000 Sekunden Vorsprung gewonnen hast. Was ging dir in dieser Zeit durch den Kopf?
Als ich ins Ziel gekommen bin, war ich überhaupt erstmal glücklich, dass ich auf jeden Fall Zweitplatzierte bin. Dann sah ich die Zeit, die die Victoria gefahren ist und dachte es müsste eigentlich für se reichen. Ganz genau hatte ich das aber nicht auf dem Schirm, wer welche Zeit gefahren ist. Als ich dann aber gesehen habe, dass ich gewonnen habe, war es doch überraschend. Das war natürlich cool. Alle haben angefangen zu schreien.
Sind das Momente wo du sagst: Dafür liebe ich den Sport? Oder könntest du auch gerne auf die Spannung verzichten?
Ja auf jeden Fall. Vorgestern zum Beispiel waren die Junioren Europameisterschaften und mein Vater stand an der Bahn. Er meinte es wäre ein total spannendes Rennen gewesen, aber ich selbst habe davon gar nichts mitbekommen, da man die Zwischenzeiten nicht sieht. Man kommt ins Ziel und sieht seine Zahl, aber von der Spannung während der Abfahrt bekommt man eher weniger mit. Wenn dann aber spannende Momente aufkommen, ist es ziemlich cool!
Erfolgreich bist du ja jetzt schon. Aber glaubst du eigentlich, dass du vergleichbar erfolgreich im Sport sein würdest, wenn du nicht auf eine Eliteschule des Sports gehen würdest?
Das ist für mich schwer mir das überhaupt vorzustellen. Ich gehe ja seit der fünften Klasse auf eine Eliteschule des Sports und kenne es eigentlich gar nicht anders. Ich denke aber die schulischen Leistungen würden immens leiden. Es gibt schon sehr engagierte Lehrer, die sich viel Zeit nehmen, und sich für dich einsetzen - auch außerhalb der Schulzeit.
Ist dieser duale Werdegang für dich sehr stressig oder macht es dir Spaß in beiden Bereichen engagiert zu sein?
An sich schon. Ich mache gerne Sport in der Gruppe und lerne auch gerne mit anderen. Was mir allerdings schwer fällt ist sich nachmittags, abends oder auf Lehrgängen noch für Hausaufgaben oder ähnliches zu motivieren.
Was würdest du denn jungen Sportlern an den Eliteschulen des Sports mit auf den Weg geben?
Dass es auf jeden Fall nicht einfach ist. Man aber sehr, sehr gute Möglichkeiten bekommt und auch viel Engagement zeigen muss.
Zu https://alt.dosb.de/typo3/#_msocom_1deinen Hobbys gehört unter anderem Musik hören. Hörst du auch manchmal beim Training oder sogar während der Abfahrt?
Wir hören beim Training im Kraftraum Musik, da macht immer irgendjemand was an. Aber das ist oft nicht mein Fall. Beispielsweise läuft manchmal sogar Koreanischer Pop. (lacht) Kann man sich schon mal anhören, aber es ist doch gewöhnungsbedürftig. Mein Handy nehme ich auch nicht mit an die Bahn, weil es mich sonst ablenkt. Aber ich singe manchmal ein bisschen vor mich hin.
Natürlich möchten wir auch noch was über deine schulischen und sportlichen Träume erfahren. Hast du schon Pläne?
Also zuerst natürlich das Abitur zu meistern um dann später zu studieren und einen Beruf zu finden, der mir Spaß macht. Im Sport sehe ich das ähnlich. Ich möchte weiterhin das machen, was mir Spaß macht und vor allem viel dabei erleben. Beispielsweise mal an den Olympischen Spielen teilnehmen.
Hast du schon eine Idee was du studieren willst?
Ich überlege immer viel und es kommen verschiedene Sachen dabei heraus. Zurzeit spiele ich mit dem Gedanken Physik oder Maschinenbau zu studieren. Danach könnte ich mich dann noch auf etwas spezialisieren. Ich will also schon was technisches Machen.
Das hört sich wirklich gut an. Die Voraussetzungen bringst du ja mit!
Hast du dir eigentlich nach der regionalen Auszeichnung als „Eliteschülerin des Sports“ deiner Schule Chancen auf einen der ersten Plätze bundesweit ausgerechnet?
Eigentlich nicht. Ich war schon einmal "Eliteschülerin des Sports“ von der Eliteschule des Sports in Altenberg und dachte jetzt nur dass, ich mich zumindest wieder auf die Einladung zum Workshop freuen kann. Große Chancen hatte ich mir aber nicht errechnet.
Freust du dich also schon auf den diesjährigen Workshop?
Ja auf jeden Fall. Letztes Jahr waren wir in Berlin bei der Schwimm WM und ich habe viele coole Leute kennengelernt. Jetzt bin ich total gespannt auf Lausanne, zumal ich noch nie in der Schweiz war
Wir wünschen dir viel Spaß bei dem Workshop und auch Erfolg bei den Youth Olympic Games dieses Jahr. Vielen Dank, Jessica!
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