Lara Lessmann ist 18 Jahre alt, weltweit mit ihrem BMX unterwegs und steht immer öfter auf dem Podest. 2017 ist sie sogar Vizeweltmeisterin geworden. Heute darf sie eine weitere Auszeichnung entgegennehmen: Platz drei als "Eliteschülerin des Sports 2018"! Herzlichen Glückwunsch Lara Lessmann!
Lara, du hast bei den Youth Olympic Games (YOGs) in Buenos Aires Gold im Freestyle BMX geholt. War das dein bisheriges Highlight deiner Karriere?
Auf jeden Fall war das ein Highlight! BMX Freestyle war erstmals bei den YOGs dabei und dann war ich zufälligerweise noch in dem Alter um bei den YOGs teilzunehmen. Das war schon mal eine gute Vorbereitung für die richtigen Olympischen Spiele. Das hat mir dann auch ein bisschen die Nervosität genommen und ich freue mich, dass alles gut geklappt hat.
Die Freestyle-BMX Contests finden in Mixed-Wettbewerben statt. Evan Brandes war damit dein Teamkollege und nur gemeinsam konntet ihr eine Medaille holen. Warum wird nicht jeder Fahrer für seine eigene Leistung ausgezeichnet?
Also normalerweise ist es beim BMX Freestyle so, dass die Wettkämpfe getrennt sind. Es gibt eine Frauen- und eine Männerkategorie. Bei den YOGs gab es jetzt erstmals einen Mixed Wettbewerb. Ich glaube die haben das gemacht, um es mal auszuprobieren und die Jugendspiele sind ja auch dafür bekannt, neue Sportarten und Sachen auszuprobieren, deswegen hat‘s gepasst. Ich hätte mich aber sehr geärgert, wenn mein Partner hingefallen wäre oder auch wenn ich hingefallen wäre, wäre er traurig gewesen. Aber es soll natürlich auch dafür da sein, dass einem die Nervosität genommen wird. Meiner Meinung nach ist das nicht unbedingt notwendig, weil jeder seine eigene Leistung zeigen sollte, deswegen bin ich eher für Einzelwettkämpfe. Aber ich meine für viele Sportler oder Sportarten ist es vielleicht gar nicht so schlecht, dass es Mixed-Wettbewerbe gibt, weil es einfach die Nervosität nimmt.
Kannst du uns kurz erklären, wie „Freestyle“ funktioniert? Klingt, als gäbe es da gar keine Regeln? Wie werden die Punkte vergeben?
Man kann frei fahren, sage ich mal. Man hat eine Minute Zeit um einen Lauf vorzubereiten. Der ist dann meist verschieden, jeder Sportler fährt anders. Mit verschiedenen Tricks, Schwierigkeitsgraden oder Höhen. Man kann sich voneinander abheben. Beim Eisschnelllauf oder Schwimmen zum Beispiel gewinnt derjenige, der am schnellsten ist. Das ist das Schöne beim Freestyle, dass man anders sein kann und somit punkten.
Seit wann fährst du BMX und was haben deine Eltern anfangs von der Idee gehalten?
Ich fahre BMX schon mein halbes Leben lang. Anfangs waren meine Eltern schon nervös, da ich ein kleines, zierliches Mädchen war, das anfangs gar keine Kraft für so etwas hatte und auch oft gestürzt ist. Aber da mein Bruder selber erfolgreich war und Profi ist, waren meine Eltern das schon gewohnt, dass es Stürze geben kann. Da er immer vor Ort war, wussten sie immer, dass ich in guten Händen bin. Aber auch der Verein in Flensburg, bei dem ich gestartet bin, hat mich super unterstützt, dann waren sie nicht mehr so nervös. Als ich noch jung war und innerhalb von Deutschland verreist bin, waren sie auch immer nervös - aber heute ist alles gut.
Du bist für den Sport von Flensburg nach Berlin gezogen und trainierst dort in einem riesigen Skatepark, dem Mellowpark. Hast du zusätzlich Möglichkeiten, BMX an deiner Schule zu trainieren?
In meiner Schule kann ich nicht BMX trainieren, nein. Ich kann aber Krafttraining oder andere Ausdauersportarten machen. Aber da meine Schule direkt in Köpenick liegt, wo auch der Mellowpark ist, kann ich in meiner Pause oder auch nach der Schule in fünf Minuten mit dem Rad dorthin fahren.
Du hast beim Worldcup in China, im vergangenen November ebenfalls Gold geholt und bist manche Tricks gefahren, die sonst keine Frau der Welt beherrscht. Was ist der für dich persönlich schwierigste Trick?
Für mich persönlich ist der schwierigste Trick wahrscheinlich der Crankflip Barspin. Das bedeutet, dass man die Kurbel 360 Grad nach hinten „spint“ und gleichzeitig den Lenker 360 Grad rumdreht. Das ist daher schwer, da kein Körperteil zu der Zeit das Fahrrad berührt und man fliegt ohne etwas festzuhalten. Dennoch schaffe ich ihn glücklicherweise immer, ich habe ihn lange geübt und bin froh ihn zu beherrschen. Das ist einfach schön!
Worauf achtest du bei der Wahl deines Rades? Was ist dir wichtig?
Es wichtig, dass es leicht ist. Mein Rad wiegt ungefähr neun Kilo, was schon für ein Freestyle-Rad leicht ist. Ich bestelle bestimmte Teile aus Amerika oder weltweit, weil sie da am besten produziert werden. Beispielsweise haben sie dort auch bestimmte Teile wie Titan oder Carbon. So achte ich darauf, dass das Rad leicht und stabil ist. Und die Bremse muss perfekt sein. Eine perfekte Bremse ist eine gute Voraussetzung dafür, dass man gewisse Tricks besser machen kann.
2020 wird BMX Freestyle erstmals olympisch sein. Werden wir dich in Tokio im Skatepark sehen?
Bisher läuft es wirklich gut. Letztes Jahr war die Worldcup Saison und dort wurde ich zweite im Overall-Ranking. Grade ist Deutschland mit mir auf Platz 2 und darüber bin ich ziemlich froh. Die Top 9 Leute kommen nach Tokio, also bin ich voraussichtlich hoffentlich dabei. Ich versuch‘s auf jeden Fall!
Im Extremsport ist es wichtig, dass der Sport bei den X-Games als Wettkampf vertreten ist. Bist du zuversichtlich, dass du bald auch dort um eine Medaille kämpfen darfst?
X-Games ist zwar die größte Extremsportveranstaltung der Welt, aber für mich ist derzeit der Maßstab Olympia. Bei den X-Games gibt es andere Rampen, als im Olympiapark. Es wäre aber der größte Traum nach Olympia auch eine X-Games Medaille zu holen. Aber da BMX jetzt olympisch geworden ist, sind die Voraussetzungen für alle BMX-Wettbewerbe auf der Welt sehr gut, dass es dort auch eine Frauenklasse gibt. Es gibt jetzt einfach viel mehr Frauen, die sich auf Wettbewerben sehen lassen und auch Länder und Verbände fangen an, Frauen zu unterstützen, zu helfen und Wettbewerbe zu ermöglichen.
Wenn du mal neben Schule und Sport Zeit für dich hast, was machst du dann am liebsten?
Gute Frage, ich mache eigentlich nur Sport. Aber am liebsten fahre ich nach Hause, nach Flensburg, um meine Familie zu besuchen und Freunde zu treffen. Sonst reise ich viel und gucke mir viel in Städten an. Aber eigentlich denke ich die ganze Zeit nur ans BMX fahren.