Brasilianische Jugendnationalmannschaft an der EdS Kaiserslautern

Es war ein beeindruckendes Szenario: Mehr als 100 Judoka aus dem gesamten Südwesten tummelten sich energiegeladen auf der großen Judomatte der Eliteschule des Sports Kaiserslautern, Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG). Anlass dafür: Die brasilianische Jugendnationalmannschaft gastierte mit 16 Athleten, drei Trainern und einem Physiotherapeuten in Kaiserslautern. Als Initiator für den Besuch zeichnete Sergio Oliveira, der brasilianische Cheftrainer der HHG-Judogruppe, verantwortlich. Sein Motto: Ohne „Swing“ kein Erfolg im Judo!

HHG-Trainer Sergio Oliveira (2. v. l.) empfing seine Gäste aus der brasilianischen Heimat im Lautrer Dojo. Das Trainerteam (v. l. n. r.): Fulvio Miyata, Andrea Berti, Kenji Saito. © Eliteschule des Sports Kaiserslautern, HHG
HHG-Trainer Sergio Oliveira (2. v. l.) empfing seine Gäste aus der brasilianischen Heimat im Lautrer Dojo. Das Trainerteam (v. l. n. r.): Fulvio Miyata, Andrea Berti, Kenji Saito. © Eliteschule des Sports Kaiserslautern, HHG

„Die sind viel beweglicher, einfach flexibler. Technik und Kraft fließt perfekt ineinander über“, findet Ann-Kathrin Müller, Schülerin am HHG, anerkennende, fast bewundernde Worte für ihre Trainingspartnerinnen aus Brasilien. Mit dieser etwas anderen Art des Judo konnten die jungen Damen, genau wie ihre männlichen Kollegen, zuletzt erfolgreich sowohl bei den Panamerikanischen- als auch bei den Weltmeisterschaften von den Matten gehen. Nico Noichl, vom hiesigen TV Rodenbach, zieht nach dem Training für sich selbst das Fazit: „Diese Jungs haben viel mehr Judogefühl als die allermeisten von uns.“ Sergio Oliveira weiß, warum das so ist: Judo sei in Brasilien mehr als nur ein Sport, es gehöre zur Kultur dazu. Nur wer den „Swing“, die Bewegung, in seinem Körper spüre und sie richtig einsetze, der könne in die Weltspitze des Judos vordringen. Als Beispiel nennt er Ole Bischoff. Der jüngste deutsche Olympiasieger war mehrfach zur Vorbereitung in Brasilien bei Oliveira, der damals Kaiserslautern nur aus der Ferne kannte.

„Judo kommt in Brasilien einem Nationalsport gleich“, führt Uli Scherbaum, Landestrainer und Lehrertrainer am HHG, einen weiteren Unterschied an. Dort werde das typisch klassische japanische Judo gelehrt und praktiziert. Für Scherbaum zählen dazu Schenkelwürfe (Uchi Mata), Schulterwürfe (Seoi-nage) und die Kopfwürfe (Tomoe-nage), sogenannte Selbstfalltechniken, bei denen der Angreifer seinen Stand aufgibt und den Gegner durch ein gezieltes eigenes Fallen zu Boden bringt. Im Gegensatz dazu werde in Europa ein Judo mit russischem Einschlag gekämpft: „Abtauchen und Beingreifer ansetzen.“ Dies sei aber zum Glück wieder auf dem Rückzug, da der Beingreifer seit diesem Jahr ohnehin verboten sei, zumindest dann, wenn er im ersten Angriff eingesetzt wird.

Kenji Saito, Delegationsleiter der Gäste, Fulvio Miyata, Trainer der Jungs und Andrea Berti, die die brasilianischen Mädchen trainiert, stehen lächelnd am Mattenrand, und lassen sich von Oliveira das Wichtigste übersetzen. Ist ein Judoka ohne Partner, sind sie jedoch schnell auch für ein Kämpfchen bereit. Genau wie ihre Schützlinge umgeben sich die Trainer mit einem Hauch von Leichtigkeit. Vergleichbares ist in den deutschen Reihen schwer auszumachen. „Egal, wie ich auch auf die Matte fliege, die Brasilianer legen mich irgendwie immer leicht ab. Die Techniken sind so sauber und schnell, da tut das Fallen nicht weh, anders als im Kampf im Verein,“ erzählt eine junge Dame aufgeregt ihrem Heimtrainer, der am Mattenrand wartet und fügt schnell noch an: „Und ausgesprochen freundlich sind die auch alle miteinander.“

Nach dem Massenrandori - dem Kampftraining - stand für die Brasilianer und die HHG-Kämpfer am Morgen danach ein gemeinsames Techniktraining auf dem Programm, bevor es später zur Teilnahme am Bundesligalehrgang in Speyer ging. Im weiteren Reiseverlauf waren die Judoka dann auf dem Vulkaneifelturnier in Daun am Start. Und zum Abschluss des Kaiserslautern-Trips blieb neben weiteren Trainingseinheiten auch ein klein wenig Zeit, sich in der Stadt umzuschauen, bevor am Ende der Flieger Richtung Sao Paulo bestiegen wurde.

Text: Eliteschule des Sports Kaiserslautern, Heinrich-Heine-Gymnasium


  • HHG-Trainer Sergio Oliveira (2. v. l.) empfing seine Gäste aus der brasilianischen Heimat im Lautrer Dojo. Das Trainerteam (v. l. n. r.): Fulvio Miyata, Andrea Berti, Kenji Saito. © Eliteschule des Sports Kaiserslautern, HHG
    HHG-Trainer Sergio Oliveira (2. v. l.) empfing seine Gäste aus der brasilianischen Heimat im Lautrer Dojo. Das Trainerteam (v. l. n. r.): Fulvio Miyata, Andrea Berti, Kenji Saito. © Eliteschule des Sports Kaiserslautern, HHG