Alessa-Catriona Pröpster ist eine aufstrebene Bahnradfahrerin. Bei der Heim-Juniorenweltmeisterschaft in Frankfurt/Oder holte sie vier Medaillen. Darunter zwei Goldene. Momentan muss sie wegen einer Verletzung eine Zwangspause einlegen. Die Zeit nutzt sie, um für das Abitur zu lernen. Alessa-Catriona wurde für ihr grandioses Sportjahr 2019 mit dem zweiten Platz bei den „Eliteschüler*innen des Sports 2019“ ausgezeichnet. Im Interview erzählt sie uns über ihre Erfahrungen und wie es ist mit Miriam Welte zusammen zu trainieren. Herzlichen Glückwünsch Alessa-Catriona Pröpster!
Catriona ist ein sehr seltener Name. Wie sind deine Eltern darauf gekommen?
Es war eine kanadische Eisschnellläuferin: Catriona LeMay Doan. Meinem Vater hat der Name irgendwie gefallen und sie ist als zweifache Olympiasiegerin, Weltmeisterin und olympische Fackelträgerin auch ein Vorbild, deswegen entschied er, wenn er eine Tochter bekommt, dann nennt er sie Catriona. Nur Catriona war dann ein bisschen kompliziert, deswegen ist es mit dem Doppelnamen noch komplizierter geworden (lacht). Es ist eigentlich auch deshalb witzig, weil Eischnellläufer und Rad-Sprinterinnen auf der Bahn die gleichen Muskelgruppen beanspruchen. Viele Sprinter machen Eisschnelllauf im Winter, deswegen passt das eigentlich zusammen.
Du hast bei den Junioren-Weltmeisterschaften in vier verschiedenen Disziplinen eine Medaille gewonnen. Wie fühlt sich das an?
Es ist einfach mega schwer zu beschreiben. Ich saß erst mal da. Der ganze Druck ist abgefallen und ich habe angefangen zu heulen. Als dann alle mit Deutschlandfahnen gekommen sind, ich eine Ehrenrunde gefahren bin und das Publikum aufgestanden ist… das sind Momente, die man nicht vergisst. Aber ich glaube, da kann man nichts anderes außer Emotionen sprechen lassen.
Welche Disziplin fährst du denn am liebsten? Und Warum?
Boah das ist schwer… (überlegt). Sprint ist ja so die Königsdisziplin des Kurzzeitbereichs. Was mir am besten gefällt ist Keirin, weil wir da zu sechst auf der Bahn sind. Es geht mehr um die Positionskämpfe. Es kommt zum Körperkontakt und man muss sich durchsetzen.
Miriam Welte war (bzw. ist) eine Teamkollegin von dir?
Sie hat aufgehört, das stimmt. Sie muss jetzt aber noch abtrainieren. Da ich im März wegen meinem Fuß nicht mit den anderen nach Mallorca zum Trainieren fliegen kann, hat sie gemeint: sie kommt jeden Tag und trainiert mit mir zusammen. Sie macht es als Abbautraining und ich als Reha.
Hatte Miri‘s “Präsenz“ Auswirkungen auf dein Training? (Vorbild)
Ja, auf jeden Fall. Bei uns läuft das Bahntraining so ab, dass wir in Zweiergruppen fahren. Es war eigentlich immer so, dass entweder Miri von vorne gefahren ist und ich hinter ihr oder umgekehrt. Und sie hat sich immer gedacht: „Ne, das junge Küken will ich jetzt nicht vorbeifahren lassen!“. Sie nennt mich immer noch junges Küken, das ist mein Spitzname. Wir haben uns definitiv gegenseitig gepusht. Ich glaube das ganze Training mit Miri hat wirklich geholfen, Schnelligkeit zu bekommen.
Sie erdet dich dann wahrscheinlich auch ziemlich stark.
Ja, total! Ich bin bei der WM auch mit ihrem Helm gefahren. Es hilft auch, wenn sie am Abend nochmal schreibt und mir nochmal Tipps gibt. Das beruhigt schon. Gerade bei der Wettkampf-Vorbereitung waren wir alle nervös und sie hat uns Tipps gegeben, was sie früher gemacht hat: Das war übrigens Mandala malen. Eigentlich etwas ganz Banales, aber... es hat entspannt.
Wie oft trainierst du eigentlich auf der Bahn? Wie ist dein Training aufgebaut (Kraftraum, Langstreckenfahrten, Rolle etc.)?
Also die nächste Bahn ist bei uns in Dudenhofen, eine offene Radrennbahn ca. 70 Kilometer von Kaiserslautern entfernt. Deswegen hoffen wir, dass wir in der Nähe der Schule bald eine Bahn bekommen. Im Winter trainiere ich eigentlich gar nicht auf der Bahn. Außer ich fahre knapp 900 Kilometer nach Frankfurt/Oder, (dort gibt es eine überdachte Radrennbahn). Im Winter ist es wichtig, dass wir dreimal in der Woche Krafttraining machen. Dazu zweimal Athletiktraining, damit der Oberkörper auch trainiert wird und dann Laufbandtraining, damit wir die Intensität wie auf der Bahn haben und die Trittfrequenz und Schnelligkeit nicht verlieren.
Was ist das Besondere an den Bahnrädern?
Es gibt keine Bremse. Man hat keinen Gang und keinen Freilauf. Also, das heißt, wenn man aufhört zu treten, überschlägt es einen eigentlich. Das ist dann nicht so schlau (lacht).
Wie viele Fahrräder hast du?
Oh Hilfe! Ich bin früher noch Straßenrennen gefahren – also bis vor 2 Jahren und auch noch Crossrennen. Deswegen… Ich habe zwei Crossräder, zwei Straßenräder, zwei Bahnräder, ein Mountainbike… Ich glaube sieben (lacht). Mein Vater hat auch noch so viele Räder. In unserer Garage, wo normalerweise zwei Autos reinpassen, passt dann nur noch eins rein.
Warst du schon immer dem Radsport verschrieben?
Ich war bis 14 Schwimmerin. Der Wechsel kam zu Stande, weil mein Vater im Nachbarverein den älteren Herren Mountainbiketraining gegeben hat. Ich war da ab und zu mit dabei. Ich bin auch mit meinem Vater Tandemmarathons gefahren. Meine Mutter hat irgendwann einen Artikel aus der Zeitung mitgebracht, wo ein Anfängerrennen angeboten war. Da habe ich gesagt: „Ja, okay! Da kann ich mal mitfahren.“ Wir haben ziemlich schnell gemerkt, dass Radsport das ist, was mir am meisten liegt. Wobei das Schwimmen auch nicht so schlecht war.
Du wurdest im Dezember am Fuß operiert. Kannst du nochmal erklären was da war?
Oh Gott, das war viel! (lacht) Ich habe mir im Mai alle Außenbänder gerissen. In der Abiprüfung in Volleyball. Da waren es noch 4 oder 3 Wochen bis zur Europameisterschaft und ich habe gesagt: „Okay ich kann eigentlich keine Pause machen!“ Ich habe direkt weitertrainiert beziehungsweise bin nur eine Woche auf Krücken gelaufen. Dann bin ich zu den Europameisterschaften gefahren, zur Deutschen Meisterschaft, zur Weltmeisterschaft. Am Schluss war aber einfach nur noch der Schmerz da. Entweder wollte ich voll trainieren können oder gar nicht. Immer so an der Schmerzgrenze ist blöd. Diese ganze Bänder-Geschichte hat sich auch auf den Knorpel übertragen und dann war auch noch ein Knochen beschädigt. Da war also viel los. Die OP hat auch deutlich länger gedauert …
Schon Pläne nach der Schule?
Also ich mache jetzt zunächst ein halbes Jahr lang einen Bundesfreiwilligendienst bei mir in der Schule und ich habe vor ein paar Tagen meine Bewerbung an die Bundespolizei für die Spitzensportfördergruppe weggeschickt. Wenn das klappt, wäre es sehr gut.
Was sind deine Ziele für 2020?
Im Juli ist die U23-Europameisterschaft und da ich jetzt älter bin, bin ich jetzt auch wieder eine Altersklasse aufgestiegen (lacht). Ich bin jetzt wieder die Jüngste. Bei der U23 gibt es nur eine Europameisterschaft und keine Weltmeisterschaft. Also ist das Ziel, in die U23 mal reinzuschnuppern.- Zeigen was ich kann oder als Wettkampferfahrung mitnehmen und nächstes Jahr wieder voll angreifen.
Was bedeutet für dich die Eliteschule?
Jeder Leistungssportler hat einen getakteten Alltag und um da optimal trainieren zu können, braucht man diese Schulen, eben um Schule und Sport unter einen Hut zu bekommen und die perfekten Rahmenbedingungen zu haben. Bei uns in Kaiserslautern ist das ziemlich gut abgedeckt. Zu unseren Lehrgängen fliegen Lehrer mit, damit wir dann dort auch lernen oder Arbeiten schreiben können. Wir haben jetzt auch einen modernen neuen Kraftraum bekommen mit den modernsten Gerätschaften. Ohne diese Eliteschulen geht entweder die schulische oder die sportliche Karriere unter.