„Ich hatte gehofft, eine Medaille in die Hand zu bekommen. Aber dass es gleich vier sind und davon noch zwei auf Einzelstrecken, ist klasse und völlig unerwartet. Damit habe ich nie gerechnet“, sagte Wierling. „Die vielen Rennen waren ziemlich hart. Heute Morgen hatte ich zum ersten Mal frei und konnte so einigermaßen ausgeruht ins Rennen gehen.“ Ausgeruht und kräftig unterstützt von der Familie, die ihn während der Tage in der Schwimmhalle von Nanjing in Person von Mutter Carmen, Vater Matthias und Bruder Danilo von der Tribüne aus anfeuerte (siehe Splitter).
Auch Kathrin Demler stand am Freitag als Drittplatzierte nach deutlicher persönlicher Bestzeit auf dem Podest. „Ich bin ziemlich glücklich, ich bin fröhlich. Die 400 Meter Freistil sind nicht meine Hauptstrecke, die ganze Arbeit hat sich gelohnt“, meinte Demler. „Ich wollte um eine Medaille kämpfen. Auf den letzten 100 Metern wusste ich, das gebe ich nicht mehr her.“ Julia Willers (SV Halle/Saale) rundete mit einem vierten Platz über 200 Meter Brust das gute deutsche Ergebnis zum Abschluss der Schwimmwettbewerbe ab.
Teamleiter Hans-Joachim Jedamsky zog eine positive Bilanz der damit abgeschlossenen Schwimmwettkämpfe. „Wir können zufrieden sein. Wir haben viele Endlaufplatzierungen erreicht und zumindest auf einzelnen Strecken ist der Anschluss zur Weltspitze da“, resümierte er. Für die Athleten seien die Jugendspiele nach der Junioren-EM der zweite Höhepunkt in kurzer Zeit gewesen. „Sie haben das abgerufen, was sie können. So spät in der Saison ist das wirklich sehr positiv.“
Tischtennis-Turnier für Deutsche beendet
Beendet ist das Tischtennis-Turnier für die beiden deutschen Starter Kilian Ort (TSV Bad Königshofen) und Yuan Wan (Bingen/Münster-Sarmsheim). Im Mixed-Wettbewerb unterlagen sie im Achtelfinale dem Duo aus Thailand 1:2 und schieden aus. Kilian Ort gewann sein Einzel gegen Padasak Tanviriyavechakol nach großem Kampf zwar mit 3:2-Sätzen, nachdem Yuan Wan gegen Tamolwan Khetkhuan 0:3 unterlegen war. Im anschließenden Mixed-Doppel ließ die thailändische Paarung den beiden Deutschen dann jedoch keine Chance (0:3). „Es war das erwartet schwere Spiel“, sagte Trainer und Teamleiter Klaus Schmittinger. „Wir wussten, dass beide Gegner stark sind. Yuan ist nicht in Bestform und konnte im Einzel-Wettbewerb und auch heute nicht ihre optimale Leistung zeigen. Aber unter den genannten Umständen können wir insgesamt zufrieden sein.“
Wan war ins Turnier gerutscht, nachdem zwei deutsche Spielerinnen aus Gesundheitsgründen nicht mit nach Nanjing gereist waren. Sie unterbrach für den Start bei den Jugendspielen ihren Familienbesuch in Peking, in dem sie sich zufällig befand, und musste ohne ihre Wettkampfschläger auskommen. „Deshalb muss man Verständnis haben, dass sie unter ihren Möglichkeiten geblieben ist“, erklärte Schmittinger. In Bezug auf seinen zweite Schützling Ort sagte er: „Für Kilian war der Viertelfinaleinzug im Einzel ein gutes Ergebnis.“
Sehr gute Zwischenbilanz für Leichtahleten
Speerwerferin Fabienne Schönig (LG Wipperfürth), 400-Meter-Hürden-Läuferin Eileen Demes (TV Neu-Isenburg) und 1500-Meter-Läuferin Konstanze Klosterhalfen (Bayer 04 Leverkusen) qualifizierten sich am Freitag für die Finalwettkämpfe, wobei Demes sogar persönliche Bestzeit lief. Insgesamt zogen damit zwölf von 13 gestarteten Athleten in die A-Finals ein, was Teamleiter Jörg Peter hochzufrieden stellte: „Das ist eine sehr, sehr gute Bilanz für diese Altersklasse.“ Das Ziel für die am Samstag beginnenden Finalwettkämpfe formulierte er auch gleich: „Die ein oder andere Medaille wollen wir jetzt schon mit nach Hause nehmen.“
Beachvolleyballer ungeschlagen im Achtelfinale
Lisa Arnholdt/Sarah Schneider (TSV Frankenberg/DJK Schwäbisch Gmünd) blieben auch im letzten Vorrundenspiel im Beachvolleyball gegen Wang/Yuan aus China ohne Satzverlust und qualifizierten sich damit ebenso als ungeschlagener Gruppensieger für das Achtelfinale wie Niklas Rudolf/Eric Stadie (beide VCO Berlin), die gegen das Duo Moore/Robinson aus Neuseeland ihre weiße Weste behielten.
Die deutschen Basketball-Mädchen verloren gegen Slowenien 13:18, schlugen am Abend aber Brasilien 16:11. Die Jungen mussten eine 12:15-Niederlage gegen Polen einstecken.
Im 10-Meter-Mixed-Wettbewerb mit dem Luftgewehr unterlag Einzel-Bronzemedaillengewinnerin Julia Budde (SG Hamm) mit dem Argentinier Lucas Decicilia im Viertelfinale 7:10 gegen Fernanda Russo (Argentinien) und José Santos Valdos Martinez (Mexiko).
In der Bogenschießen-Qualifikation belegten Andreas Mayr (Schützenverein Thierhaupten) und Cynthia Freywald (BSC BB Berlin) die Plätze sieben und 16. Die Sechszehntelfinal-Duelle finden am Samstag statt. Beide Deutsche überstanden auch im Mixed-Wettbewerb mit ihren Partnern die erste Runde und stehen damit im Achtelfinale, wo sie am Sonntag allerdings gegeneinander antreten müssen.
Splitter von den Olympischen Jugendspielen
FAMILIENBANDE
Familie Wierling ist ihrem Damian um die halbe Welt gefolgt, um ihn bei den Olympischen Jugendspielen anzufeuern. „Wir haben kein Rennen verpasst“, berichtete Mutter Carmen am Freitag, nachdem ihr Sprössling in der Schwimmhalle von Nanjing zum vierten Mal Edelmetall aus dem Becken gefischt hatte. „Vor allem die Silber-Staffel war stark, wie die Jungs das Feld von hinten aufgeräumt haben“, sagte Vater Matthias. Auch Damians jüngerer Bruder Danilo war von den Leistungen seines Bruders begeistert. „Wenn Damian schwimmt, bin ich schon immer nervös. Es ist aufregend und spannend, ihm zuzusehen.“ Die Jugendspiele haben Familie Wierling begeistert. „Sie sind so fröhlich und gut organisiert, einfach geil“, meinte Carmen Wierling. Und Danilo, der selbst schwimmt, ergänzte: „Das ist echt eine tolle Veranstaltung. Es wäre schön, wenn ich es auch mal zu Olympischen Spielen schaffe.“
PADDELN IM BLUT
Mit einer Kanu-Olympiasiegerin als Mutter und einem Kanu-Weltmeister als Vater konnte Selina Jones (Kanu Schwaben Augsburg) gar nicht anders, als ebenfalls Kanutin zu werden. „Meine Eltern haben mich früher immer zum Sport mitgenommen, da habe ich irgendwann auch angefangen, zu paddeln“, erinnert sie sich. Mutter Elisabeth Micheler-Jones hatte 1992 in Barelcona im Kanu-Slalom Gold gewonnen, Vater Melvyn wurde in derselben Disziplin zweimal Weltmeister. „Ich habe erst nach und nach begriffen, was die beiden erreicht haben“, erzählt Jones. An ihren Eltern messen lassen möchte sich die 17-Jährige aber nicht. „Natürlich haben sie mir von ihren Olympia-Teilnahmen erzählt, das waren schon ziemlich große Erlebnisse.“ Den ein oder anderen Tipp nimmt sie jedoch gern an: „Sie haben mir den Rat gegeben, hier in Nanjing alles mitzunehmen, zu genießen und einfach mein Bestes zu geben.“ Aus Selinas Training halten sich die Eltern dagegen raus. „Ich habe ja einen eigenen Trainer“, erklärt Jones. Den am Samstag beginnenden Kanu-Wettbewerben blickte sie gespannt entgegen: „Wir fangen mit einer ungewohnten Disziplin an, da heißt es eher, sicher ins Ziel zu kommen. Die Konzentration liegt dann auf dem Slalom.“
KULTUR MIT KONFUZIUS
Eine Kolonne mit zehn gelben Taxen setzte sich am Freitag vom Olympischen Dorf aus in Bewegung, um zahlreiche Athleten und Betreuer der Deutschen Jugend-Olympiamannschaft unter Führung von Degen-Olympiasiegerin und China-Expertin Britta Heidemann zum Konfuzius-Tempel in Nanjings Stadtzentrum zu bringen. Nach der Tour durch den Tempel nutzten die Sportler die Gelegenheit zu einer Bootstour auf dem Qinhuai-Fluss und einem Einkaufsbummel durch die Gassen des Stadtviertels. „Mir hat der Ausflug sehr gut gefallen“, meinte Hockey-Spielerin Luisa Hohenhövel (Eintracht Braunschweig). „Es ist schön, etwas von der chinesischen Kultur zu sehen und zu erleben.“ Dabei schossen die Ausflügler nicht nur selbst Erinnerungsfotos, sondern waren auch als Foto-Motiv der Chinesen sehr gefragt. „Wenn ab und zu mal einer kommt, ist es ja ganz nett, aber wenn man minutenlang nicht voran kommt, ist es schon ein bisschen anstrengend“, erzählte Hockey-Spielerin Anna Jeltsch (Klipper THC). „Man kann nachvollziehen, wie sich Stars fühlen.“
ZOLLSCHRANKE ÜBERWUNDEN
Fünf Tage nach Eröffnung der Olympischen Jugendspiele ist auch die Mannschaftsbroschüre der Deutschen Jugend-Olympiamannschaft (Kann hier online eingesehen werden.) am Donnerstag in Nanjing eingetroffen. Nach zahlreichen Telefonaten mit und Interventionen bei den chinesischen Behörden gelang es, die Zollschranke zu überwinden. Zuvor hatten die Kisten mit dem 24-seitigen Büchlein sowie Postkarten mit einem Mannschaftsfoto tagelang in Shanghai festgehangen. Vor der Einfuhr prüfte der Zoll offenbar intensiv den Inhalt der Broschüre. So war es notwendig, ein pdf des Druckwerkes an die Behörden zu schicken, ehe sie Grünes Licht für den Weitertransport nach Nanjing gaben.
QUALI MIT 15, FINALE MIT 16
15 Jahre alt war Selina Schulenburg (TSV Altenholz), als sie am Donnerstag mit 1,78 Meter ins Hochsprung-Finale einzog, 16 wird sie sein, wenn es am Sonntag ab 19.30 Uhr Ortszeit (13.30 Uhr MESZ) um die Medaillen geht. Am heutigen Freitag feierte sie in Nanjing ihren Geburtstag. Die Teamkollegen der Jugend-Olympiamannschaft gratulierten. Von der Mannschaftsleitung gab es als Geschenk und Glücksbringer für Sonntag das DOSB-Maskottchen Trimmy.