Hörmann konnte in der Vertretung des Landes Hessens rund 250 Gäste insbesondere aus Sport, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien begrüßen, darunter zahlreiche Bundestagsabgeordnete und Vertreter der Länder, wie Brandenburgs Ministerin für Bildung, Jugend und Sport, Martina Münch, oder den hessischen Minister für Inneres und Sport, Peter Beuth, der für die Hausherren sprach.
Sport als hochprofitables Investment
Der DOSB-Präsident sprach die aktuellen Themen „Strukturreform“, „Spitzensportförderung“ und „Olympia“ an, beschrieb den Sport aber vor allem als „hochprofitables Investment für den Staat“, der einerseits mehr als 22 Milliarden Euro, also rund 2 Prozent aller Steuereinnahmen, durch den Sport verzeichne und dagegen 9,9 Milliarden Euro für den Sport ausgebe. Dazu komme der „Wohlfahrtsgewinn“ über das große ehrenamtliche Engagement.
„Ohne die Bedeutung der Kultur schmälern zu wollen“ stellte Hörmann fest, dass der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages aktuell die kulturelle Förderung um 90 Millionen Euro erhöht habe, was als „schöne Tradition“ kommentiert worden sei. Deshalb fragte der DOSB-Präsident unter Beifall: „Was können wir tun, um auch im Sport eine solche Tradition zu begründen?“
Vielleicht könne Olympia in Deutschland helfen, sagte Hörmann. Er begrüßte unter den Gästen die für Sport zuständigen Innensenatoren Hamburgs und Berlins, Michael Neumann und Frank Henkel, und verwies auf die 13 Fragen, die der DOSB den beiden interessierten Städten geschickt habe. In diesem Zusammenhang sei der DOSB froh, dass der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, die Agenda 2020 ausgerufen habe, die auch eine Reform der Vergabe Olympischer Spiele vorsieht. „Es wird darum gehen, dass sich nicht mehr eine Stadt an Olympia anpassen muss, sondern Olympia an die besonderen Bedingungen und Gegebenheiten einer Stadt“, sagte Hörmann.
Es sei Vieles in Bewegung – „oder auch nicht“, ergänzte er und bemängelte in diesem Zusammenhang, dass immer noch keine Konzession für Glücksspiel vergeben sei und dass der Sport in den Ländern immer noch nicht an Einnahmen aus Sportwetten beteiligt werde.
Mut machende Aussagen
Hörmann konnte an diesem Abend allerdings auch erfreut „Mut machende Aussagen und konkrete Zusagen“ der Politik registrieren. So erklärte, Minister Peter Beuth als Sprecher der Innenministerkonferenz der Länder, dass er das Thema „Unterstützung der Nationalen Anti Doping Agentur aus den Ländern“ mit seinen Kollegen noch einmal angehen wolle. „Wir sollten diesen elenden Streit endlich auflösen“, sagte Beuth. Das habe er sich „fest vorgenommen“.
Ein Auslöser sei, wie der Haushaltsausschuss des Bundestages die geplante Streichung der Förderung für den Schulwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia und Paralympics“ wieder zurückgenommen habe. Er sehe das als ein Stück Vorleistung, die der Bund übernommen habe, sagte Beuth.
Der hessische Sportminister kündigte darüber hinaus im Namen seiner Kollegen an, gemeinsam mit der Gesundheitsminister-Konferenz der Länder eine Initiative zur Prävention starten zu wollen. Außerdem werde es am 22. September in Frankfurt am Main eine Fachtagung zum Thema Inklusion geben.
Rolf Müller, als hessischer Landessportbund-Präsident Mitgastgeber in Berlin, nannte das „beeindruckende Signale“. Und doch mahnte auch er an, dass der Sport und die Sportvereine angesichts der Vielzahl ihrer gesellschaftlichen Aufgaben „auf verlässliche Partner angewiesen“ seien.
„Werden wir zum Reparaturbetrieb der Gesellschaft“, fragte Müller. Der Sport brauche die Hilfe des Staates, weil er sonst an den zusätzlichen Aufgaben in Integration, Inklusion, Gesundheit, Prävention und vielen mehr zu scheitern drohe. So sei beispielsweise immer noch ungeklärt, ob die Förderung des Sports trotz seines Verfassungsrangs immer noch zu den freiwilligen Leistungen zu zählen sei – und damit, so Müller, „zur Manövriermasse“.
Hilfen für die "Duale Karriere"
Auch beim Thema „Duale Karriere“ für Spitzensportler hat sich schon einiges getan – doch auch hier bleiben noch viele Möglichkeiten, die Förderung zu verbessern. Das war ein Ergebnis der Podiumsdiskussion, mit der das offizielle Programm des Abends endete.
Ein gutes Beispiel für gelungene Förderung ist die Frankfurter Hammerwerferin Kathrin Klaas. Die Olympia-Fünfte von London fühlt sich beruflich und sportlich in der Sportfördergruppe der Hessischen Polizei „sehr gut abgesichert“. Das gelte auch für viele andere Athleten. „Ohne Polizei in Bund und Land und ohne Bundeswehr gäbe es keine Olympiamannschaft, weder im Sommer noch im Winter“, sagte die Oberkommissarin.
Weitere Hilfen für den Spitzensport sind Sonderregelungen für Athleten an den Hochschulen, etwa wenn Prüfungsplan und Wettkampftermine nicht zueinander passen. Ein gutes Beispiel für eine „Partnerhochschule des Spitzensports“ ist die Hochschule Rhein-Main, die ihr Präsident Prof. Detlev Reymann auf dem Podium vorstellte.
Eliteschulen des Sports als erster Baustein
Erster Baustein der dualen Karriere seien aber die Eliteschulen des Sports, sagte Christa Thiel, DOSB-Vizepräsidentin Leistungssport. Denn wenn die Vereinbarkeit von Schule und Ausbildung hier nicht gelinge, führe das meist zum Abbruch einer Karriere, sagte sie. Doch weil die Arbeit in diesen bislang 42 Schulen gute Ergebnisse zeige, sei es Ziel des DOSB, in den kommenden zwei Jahren auf 50 Eliteschulen des Sports zu kommen. Die nächsten zwei werden demnächst im Badischen eröffnet, kündigte Christa Thiel an.
Die DOSB-Vizepräsidentin forderte darüber hinaus die Wirtschaft auf, noch mehr Stellen für Leistungssportler zur Verfügung zu stellen. Das versprach an diesem Abend Georg Fahrenschon, der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV).
Ohnehin seien Sparkassen und DSGV mit insgesamt 90 Millionen Euro jährlich der größte nichtstaatliche Förderer des deutschen Sports, vom Deutschen Sportabzeichen über die Eliteschulen des Sports bis hin zur Deutschen Olympiamannschaft. Aber Geld sei nicht alles, sagte Fahrenschon. Deshalb prüfe sein Haus „immer engagierter“, ob neben der finanziellen Hilfe auch berufliche Förderung möglich sei. Fahrenschon: „Die Jugend stellt zu Recht die Frage: Wie geht es nach dem Sport weiter?“
(Quelle: DOSB)